Eines der Ziele des zweiwöchigen Pilotprojekts war es, Berlin in den drei Fachgebieten Foto, Film und Kunst zu entdecken und bereits erworbene Kenntnisse der überbetrieblichen Kurse und der Berufsfachschule zu vertiefen und zu erweitern. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stand die visuelle Wahrnehmung von Menschen, Objekten und Räumen und diese fotografisch und filmisch zu verarbeiten. Berlin gilt als Stadt, die für die Kunstszene bekannt ist. Kunst kann die Wahrnehmung der Menschen transformieren und neue Perspektiven eröffnen. Foto und Film spielen dabei eine zentrale Rolle, um die Wahrnehmung der Betrachter zu beeinflussen, insbesondere das Spiel von Licht und Schatten, das die Atmosphäre und die Stimmung eines Bildes oder einer Fotografie entscheidend prägt.
Zwischen Theorie und Praxis
Das Programm der ersten Woche war so aufgebaut, dass die zentralen Themen der Bildbetrachtung, Bildgestaltung, der Perspektiven und die Wahl geeigneter Orte zuerst mit einem theoretischen Input und anschliessender praktischen Anwendung in der Fotografie bearbeitet wurden. Es war wichtig, bei den Besuchen der alten und neuen Nationalgalerie die Wahrnehmung durch die Betrachtung der speziell ausgewählten Kunstwerke zu schärfen. Licht und Schatten, Aufnahmewinkel, Stimmung eines Portraits oder einer Landschaft – immer mit dem Fokus der praktischen Anwendung. Die zwei Lernenden experimentierten dabei unter fachkundiger Begleitung einer Fotografin und einer Fachperson für Kunst und Designvermittlung mit Licht und Schatten, suchten in der näheren Umgebung spezielle Standorte, übten sich in der korrekten Einstellung der Kamera und der optimalen Perspektive für die Fotoshootings mit den eigens engagierten Models. Wie sie die zuvor erworbenen Kenntnisse in der Praxis mit den vier Models unterschiedlichen Alters, Geschlechts, kulturellen Hintergrunds und Charakters anwenden konnten, war beeindruckend. Der Besuch der Hoffotografen und die mit eindrücklichen, persönlichen Geschichten bereicherten Ausführungen der Portraitfotografin leisteten zusätzlich einen wertvollen Beitrag dazu. Fotografieren bedeutet mehr als nur die korrekte Einstellung der Kamera – fotografieren von Menschen heisst, das Gegenüber zu verstehen, eine Beziehung aufzubauen und die natürliche Ausstrahlung dieser Person in einem Portrait festzuhalten und zu präsentieren.
Faszination Film
Der zweite Schwerpunkt bildete die Realisierung einer filmischen Dokumentation über die Erfahrungen und Aktivitäten der ersten Woche. Unter der Leitung eines versierten Filmemachers mit langjähriger Erfahrung in der Produktion von TV-Sendungen und Dokumentarfilmen wurde der Drehplan erstellt, die Interviews gedreht, das gesammelte Bild- und Filmmaterial geordnet, gesichtet und ausgewählt. Die beiden Lernenden mussten dabei ihre gewohnte Komfortzone verlassen, die erlernten Arbeitsmethoden durchbrechen und hinterfragen und einmal mehr, die Wahrnehmung auf Dinge wenden, die im ersten Moment nicht erkannt wurden. Das Ergebnis wird zeigen, welcher Unterschied bei der visuellen Gestaltung, der gewählten Sequenzen und dem alles entscheidenden Schnitt zu herkömmlichen Arbeiten der Lernenden sichtbar wird.
Die Evaluation des Pilotprojekts gibt vor, ob und wie dieses Talentförderprogramm in die Ausbildung der Mediamatik-Lernenden von bildxzug integriert werden kann. Dass dieses Berufsbild an Bedeutung gewinnen wird, liegt allein in der Tatsache, dass die visuelle Kommunikation nicht mehr aus dem Wirtschaftsalltag wegzudenken ist und in jedem Unternehmen Bestandteil der Strategie bei der Digitalen Transformation ist.