Auf der Suche nach dieser besagten soliden Lehre betrachtete ich damals die KV Lehre als eine gute Basisausbildung, da man nach dem Abschluss viele Weiterbildungsmöglichkeiten hat. Also suchte ich nach einer Ausbildungsstätte und nach einigen Bewerbungen sah ich im Zuger Amtsblatt die 3-jährige KV- Ausbildung beim Zuger Berufsbildungs-Verbund (heute bildxzug). Bis anhin suchte ich nur im Kanton Zürich nach Lehrstellen, da ich in Adliswil wohnte, aber Zug, wieso nicht? Eine Lehre bei der man drei verschiedene Arbeitgeber kennenlernt, hörte sich doch super an.
Ich startete die Lehre mit BMS, konnte mich aber nicht dauerhaft dafür motivieren, so dass ich bald auf die besagte BMS wieder verzichtete. Damals war ich auf der Geschäftsstelle des Zuger Berufsbildungs-Verbunds eingeteilt. Die Abstufung in der Schule demotivierte mich und machte sich auch beim nächsten Praxiseinsatz bei Trailer Engineering bemerkbar. Auch der Arbeitsinhalt, Offerten und Bestellungen bearbeiten, gefiel mir nicht sonderlich und meine Interessen lagen damals ehrlich gesagt eher ausserhalb der Arbeitszeit...
Beim dritten Arbeitgeber änderte sich das dann aber: Bei der Hörbiger Holding AG machte ich meine ersten Erfahrungen mit Buchhaltung, jedoch war meine Note im Fach Rechnungswesen bis anhin eher dürftig. Meine Praxisausbildner haben mich also unter ihre Fittiche genommen und ich begann regelmässig nach der Arbeit im Sitzungszimmer zu lernen. Ich konnte ihnen all meine Fragen stellen und mir wurde alles mit viel Geduld genauestens erklärt. Nach und nach verstand ich so mehr und mehr von der Materie. Meine Noten besserten sich und auch die Motivation für die Arbeit kam wieder zurück. Ich schloss die LAP erfolgreich ab und durfte noch einige Monate bei der Hörbiger Holding AG bleiben.
Die Lehrzeit bleibt mir als anstrengende, lehrreiche und emotionale Zeit im Gedächtnis. Trotzdem bin ich froh, mich für diese Lehre entschieden zu haben, denn so entdeckte ich mein heutiges Berufsfeld: die Buchhaltung. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei meinen Praxisausbildnern der Hörbiger Holding AG bedanken. Ich freue mich jedesmal, wenn ich sie wiedersehe, denn es wurde zur Tradition, dass wir uns einmal jährlich für ein Abendessen treffen.
Nach der Lehrzeit arbeitete ich in einigen unterschiedlichen Betrieben um herauszufinden, was mir sonst noch gefällt. Aber immer wieder zog es mich zur Buchhaltung und so schloss ich 2006 die Ausbildung zum Sachbearbeiter Rechnungswesen ab. Bei der AldoGroupe International AG war die Konzernsprache Englisch, dadurch wurde mir klar, auch hier braucht es eine Weiterbildung. 2007 schloss ich so das First Certificate in English (FCE) ab.
Ich bemerkte, dass ich als Sachbearbeiter nicht die Verantwortung bekam, die ich inzwischen gerne hätte, und da gab es nur eins: noch eine Weiterbildung. 2010 begann ich die Ausbildung zur Fachfrau im Finanz- und Rechnungswesen und arbeitete gleichzeitig bei der Daniel Swarovski Corporation AG im Vollpensum. In dieser Zeit hiess dies für mich Dienstagabend und Samstagmorgen zur Schule gehen, viel lernen und wenig Freizeit. Aber nach drei intensiven Jahren war das auch geschafft – endlich! Ich habe viel gelernt und meinen Ausbildungsrucksack gut gefüllt. Auch die Stellensuche nach dieser Ausbildung wurde dadurch um Einiges einfacher.
Fünf Jahre nach dem Abschluss und nach all diesen Ausbildungen wollte ich nun eine Pause. Ich träumte immer schon davon, einmal länger zu reisen, und so entschieden mein Freund und ich uns für eine längere Auszeit. Wir haben Geld gespart, und leben nun seit vier Monaten in unserem selbst ausgebauten Camperbus. Diesen haben wir von Hamburg nach Halifax verschifft und bereisen zurzeit damit Alaska und Kanada. Zum Ausgleich und damit ich die Erlebnisse verarbeiten kann, produziere ich Vlogs. Wer Interesse an #panamericana #nature #wildlife #vanlife hat, findet uns unter www.instagram.com/whaleontrail und auf Youtube unter Whaleontrail.
Im November machen wir nun eine „Reisepause“, lassen unseren Camper in Vancouver, und kehren in die Schweiz zurück. Der Plan ist, von Dezember bis April zu arbeiten, unsere Familie und Freunde zu sehen aber auch einfach nur den Winter beim Splitboarden in den Alpen zu geniessen. Im April 2019 geht es dann wieder weiter: unser Ziel ist es, Ushuaia ganz im Süden von Argentinien zu erreichen. Wann und wie lange wir noch am Reisen sind, weiss ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht und auch nicht, was mich danach erwartet. Aber das lasse ich einfach einmal auf mich zukommen. Einen soliden Beruf habe ich ja in der Tasche.