Auf die Lehrzeit schaue ich mit gemischten Gefühlen zurück. Die Schulzeit habe ich als eine sehr beschwerliche Zeit in Erinnerung. Die sprachlichen Schulfächer haben mir immer wieder Mühe bereitet und so kam es, dass ich aufgrund von ungenügenden Leistungen die BMS nicht abschliessen konnte. Die praktische Arbeit in den Lehrbetrieben und der Kontakt zur erwachsenen Berufswelt haben mich jedoch von Beginn weg begeistert. Nach dem Abschluss der Lehre war ich etwas schulmüde, was meinen Leistungen jedoch auch zum Teil durch nicht optimale Lehrstoffüberbringung der Lehrpersonen der Fall war.
Noch heute bin ich ein grosser Befürworter der dualen Berufsbildung, denn reines Wissen aus der Schulstube kann die praktischen Berufsqualifikationen nicht einfach ersetzen. Die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule erachte ich noch heute als guter Mix, ich habe jedoch in meinem weiteren Leben auch festgestellt, dass ein Schulzimmer nicht zwingend „vier Wände“ haben muss.
Nach Beendigung der Lehre habe ich eine Arbeitsstelle bei der Cilag GmbH International (Mitglied bei bildxzug) in der Buchhaltung angenommen. Mit entsprechender Berufserfahrung habe ich einige Jahre später die Weiterbildung zum «Fachmann im Finanz- und Rechnungswesen» abgeschlossen. Mit diesem Fachausweis im Gepäck, habe ich mich zwei Jahre später jedoch etwas mehr der „Lebensschule“ gewidmet, mich für eine abgelegene fremde Schule entschieden ohne Wände und unter freiem Himmel. Ich habe mich in die grosse weite Welt hinaus gewagt und meine erste grosse Reise angepackt.
Ich habe mein Hab und Gut im Rucksack verstaut und machte mich mit viel Achtsamkeit auf den Weg in die Ferne. Getrieben von Neugierde und Abenteuerlust erkundete ich die Welt, mit all dem, was sie zu bieten hat und ertrug all die Strapazen, welche sie mir auferlegte. Ich habe Länder in Asien, Südamerika und Afrika mit Fahrrad, Motorrad, Bus, Zug oder zu Fuss durchquert. Berge bestiegen und Unterwasserwelten bestaunt. Eisige Kälte und tropische Hitze erlebt und dabei bin ich immer wieder an meine persönlichen Grenzen gestossen. Und auf die Frage „warum all das?“ hat der Reisereporter Andreas Altmann einmal folgendes geantwortet und somit auch meine Gedanken zu diesem Thema wiedergegeben: "Weil ich die Welt und die Weltbevölkerung kennenlernen will. Aber vor allem auch, weil ich mich kennenlernen will. Die Begegnungen mit anderen ist immer auch eine Begegnung mit sich selbst.“ Meine Reisen haben mich enorm geprägt und ich habe tausende Eindrücke gesammelt und in jeder Faser meines Körpers gespeichert. Die eigentlichen Entdeckungsreisen bestehen aber nicht nur im Kennenlernen neuer Länder, sondern auch darin, etwas mit anderen Augen zu sehen. Durchhaltevermögen, Begeisterungsfähigkeit, Geduld, Toleranz und mehr Gelassenheit habe ich mit nach Hause genommen. Alles Eigenschaften welche mich auch im Berufsleben weiter gebracht haben.
Seit fünf Jahren arbeite ich nun in unserem Familienbetrieb, der HA-Stocker GmbH. Unser Kerngeschäft ist das Herstellen von hochwertigen Düsen und Kleinventilen für die Branchen Pneumatik und Hydraulik. Unsere Produkte werden in Steinhausen hergestellt. Ein Fünftel der Produkte werden in der Schweiz verkauft, die restlichen vier Fünftel werden in verschiedene europäische Länder exportiert. In den letzten Monaten haben wir die Nachfolge des Betriebes geregelt und somit bin ich seit Anfang 2018 der Inhaber dieses kleinen, aber feinen Unternehmens. Durch die solide Grundausbildung, die Berufserfahrung im Grosskonzern, die abwechslungsreiche Arbeit im Familienbetrieb und den ausgedehnten Reisen fühle ich mich für diese Aufgabe gut gewappnet.